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REZENSION zu Itô Seikôs Text "Shôsetsu kinshirei ni sandô suru" (deutsche Übersetzung 2021)

Updated: Jan 15, 2022

"Mit dem „seltsamen Roman“ verfasst der in seiner Heimat als Werbetexter und medienpräsente Persönlichkeit bekannte Itô eine zeitdiagnostische Einlassung. Diese knüpft sowohl an aktuelle Debatten zu einer globalen Tendenz hin zu neo-totalitären Systemen an, wie sie auch Japans Trend zum Nationalismus im Gefolge der Dreifachkatastrophe von Fukushima vom 11. März 2011 registriert. Die Staaten des asiatischen Raums, so das Bild, das die Dystopie aus mehr oder weniger bekannten Versatzstücken entwirft, besiegen ein militaristisches Japan und gründen eine asienweite Herrschaftssphäre unter der Ägide Chinas, wobei sich die Nationalstaaten von Indien über Malaysia und Korea in dieses – durch atomare Verseuchung, Ressourcenplünderung und Umweltereignisse stark belastete – Gefüge integrieren. Frühere demokratische Entwicklungen sind in Vergessenheit geraten, Gedankenfreiheit gibt es nicht mehr." (...)

"Itôs Portrait eines Kontrollregimes in toxischer Umwelt spinnt dabei Ideen weiter, die der Autor Manʼichi Yoshimura in seinem Post-Fukushima-Beitrag Borâdobyô (2014; „Das Pollersyndrom“; dt. Kein schönerer Ort, 2018) virtuos entwickelte und für dessen Taschenbuchausgabe Itô das Nachwort schrieb. Tatsächlich ergänzen sich die Texte und werfen Schlaglichter auf die Lage im frühen 21. Jahrhundert, von dem schon die Schriftstellerin Yôko Tawada zu sagen wusste, es sei der Beginn einer großflächigen Versklavung der Menschen. Auch Itô lässt kaum Zweifel daran, dass die Zukunft keine erfreuliche sein wird. Das Regime in Gestalt von Aufsehern in weißen Schutzanzügen mit abweisenden Visieren ergreift als „Biomacht“ von den Körpern Besitz; es verneint Menschlichkeit und menschliche Würde, indem es die biologische Existenz bis zum Moment des Todes beherrschen will."

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