top of page

JAPANOLOGISCHE FORSCHUNG – Ein Projekt zu Zeitgeistmentalitäten: Japanische Resilienzliteratur

Lisette Gebhardt

 

Ein erster Beitrag zur „Resilienzliteratur“ wurde unter dem Titel „Japanische ‚Resilienzromane‘. Die Genese eines Genres der zeitgenössischen Bestsellerliteratur“ für die Aufsatzsammlung "Formationsprozesse japanischer Literatur. Selbstreflexionen, Metafiktion und die Relevanz des Mediums" (Japanologentag 2022) verfasst; er sichtet vor allem längere Prosatexte im Bestseller-Format, die aktuell kursierende, meist defizitäre Lebensmodelle und Gesellschaftstrends wie das Hypersolo-Phänomen thematisieren. 


Die Analyse geht von der These aus, dass literarische Texte ab der 2010er Dekade psychosoziale Problematiken aufgreifen, dabei jedoch mehr auf das Moment der „Resilienz“ abheben als auf das der „Heilung“ (iyashi) wie es für frühere Texte kennzeichnend war. 


„Resilienz“ wäre für die aktuellen Befunde sowohl als Zeitgeistvokabel zu identifizieren, wie auch als literarische Leitlinie für bestimmte Haltungen zur Überwindung von persönlichen Schwierigkeiten und nationalen Krisen. Indem der Buchmarkt dergestalt mehr oder weniger substantielle Lektüre zur Lebensbewältigung bereitstellt, erfüllt er nicht nur Leserbedürfnisse nach Schemaliteratur (und positiven, aufmunternden Schemata), sondern zugleich eine pädagogische Aufgabe im engeren und weiteren Sinn. 


Das Projekt untersucht in den nächsten Schritten anhand repräsentativer literarischer Arbeiten die Verwendung des Resilienzmotivs im Detail. Zu fragen ist auch – auf einer medienwissenschaftlichen Ebene – nach den möglichen Gründen für die Prominenz des Motivs, das man nicht zuletzt mit dem Konzept des Mental Engineering erklären kann.

 

Links / Literatur (Auswahl):

Matsui Takeshi (2008): Institutionalization of Consumer Needs:

„Iyashi-Heilung“. In: Yomitai! Neue Literatur aus Japan (2012). Berlin: EB-Verlag, S. 214.

Gebhardt, Lisette (2004): „Der Konsum von ‚Heilung‘ in der japanischen Gegenwartskultur und die Religio-Reise nach Asien“. In: Hildegard Piegeler , Prohl Inken und Stefan Rademacher (Hg.): Gelebte Religionen. Festschrift für Hartmut Zinser. Würzburg: Könighausen und Neumann, S. 325-338.


ree
 
 
 

Comments


bottom of page