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Rezension zu Murakami Harukis "Die Stadt und ihre ungewisse Mauer"

"In seinem aktuellen Roman führt Haruki Murakami das „Murakami-Prinzip“ dem Gipfel zu. Die Anwendung der von ihm über lange Zeit angewandten Themen und Kompositionsprinzipien erzeugt eine Endform, die all ihre Möglichkeiten zur Geltung bringt, die jedoch zugleich einen Kipp-Punkt erreicht, ab dem sich die Kunst des Meisters aufzulösen beginnt und in die finale „Superflatness“ zerfließt.


Wie es Murakami im Nachwort zu Die Stadt und ihre ungewisse Mauer (jap. Machi to sono futashika na kabe, 2023) erklärt, sei der Ursprung des Romans eine 100-seitige Erzählung, die er 1980, zwei Jahre vor seinem erfolgreichen Debütwerk Wilde Schafsjagd, veröffentlichte. Er habe dann erst vier Dekaden später, Anfang 2020, wieder an dem Stoff gearbeitet, um dem ersten Teil noch einen zweiten und dritten hinzuzufügen.


Der vorliegende Text enthält sämtliche Kernelemente seines Schaffens. Wie in den Vorgängerwerken kommt in der „Stadt“ eine Parallelwelt zum Tragen, wobei diese etliche Anspielungen auf andere, bekannte Entwürfe phantastischer Literatur beinhaltet: Der Weg in eine seltsame Stadt mit merkwürdigen Gestalten (Kafka, Hofmannsthal), der Verlust des Schattens (Chamisso, Anderson), die Bibliothekserfahrung (Borges) oder die Begegnung mit einem charmanten Geist (Wilde)."
























Lisette Gebhardt für literaturkritik.de, 25. März 2024


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