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Rezension zum Sammelband „Schwarze Löcher im Gewebe der Sprachen: Kulturelles Übersetzen in der japanischen Literatur“ (2025)

"Der Band „Schwarze Löcher im Gewebe der Sprachen“. Kulturelles Übersetzen in der japanischen Literatur (2025) wurde von den beiden Absolventen der Münchner Japanologie, Carolin Fleischer-Heininger (aktuell wissenschaftliche Mitarbeiterin am Deutschen Institut für Japanstudien) und Kevin Schumacher-Shoji (Mitarbeiter / Co-Kurator an der Bayerischen Staatsbibliothek München), herausgegeben; [...] Vorauszuschicken wäre, dass die beiden Verantwortlichen, denen die Aufgabe zukam, die Symposiumsbeiträge zu edieren, keine Spezialisten für das Thema Übersetzung sind – im eigentlichen Sinn als Translationstechnik und Übersetzungskunst angewandt auf japanische literarische Texte. Ebenso wenig haben sie sich, soweit bekannt, in der Vergangenheit intensiv mit dem Feld „Kulturelles Übersetzen“ befasst. Dabei handelt es sich um einen Ansatz, der sich weniger mit Translationstechniken auseinandersetzt, sondern vielmehr für eine kritische Sicht auf Prämissen und Verfahrensweisen im Hinblick auf das Übersetzen plädiert [...]


Ganz Japan, heißt es kurz darauf, sei im Rahmen der Kulturellen Übersetzung „zu lesen“, habe es doch die Leistung des Adaptierens fremder Vorstellungen im Laufe seiner Modernisierung gründlich eingeübt, zudem sei es ein „Übersetzungsland par excellence“. Die sieben Seiten des ersten Teils der Einleitung, die zentrale Aspekte wie Forschungsstand, Arbeitsbegriffe, Definitorisches und die Absicht des Projekts vermitteln sollten, darauf sei noch hingewiesen, stützen sich im Wesentlichen auf europäische Kommentare. Einlassungen japanischer Forscher oder Forscherinnen sucht man leider vergebens – ob an diesem Punkt nicht schon im Sinne der credibility mehr interkulturelle Perspektivität einzubringen gewesen wäre? Noch einmal sei erwähnt, dass sich der Band das Ziel setzt, eine Forschungslücke für die literaturwissenschaftliche Japanforschung (ab Seite 13 wird diese Kategorie mit der Formel „textimmanent arbeitende Japanforschung“ modifiziert) zu füllen. Bestätigt wird die Mission im letzten Abschnitt der Einleitung ein weiteres Mal, zeichnet sich jedoch im Ganzen nicht viel nachvollziehbarer ab, zumal die Einzelartikel sich in ihrer Mehrzahl germanistisch-komparatistischen Fragen widmen. Leider wird die Message zugunsten des Kulturellen Übersetzens nicht offen, überzeugt und selbstbewusst vertreten."


Lisette Gebhardt für literaturkritik.de, 28. November 2025



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