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Zu Hause bei Kawabata. Weltliteratur im Garten

Updated: Feb 2, 2020


Ein Zeitdokument von 1968

von Lisette Gebhardt


(Bild: © NHK 1968 Ӏ NHK 特別番組

川端康成氏を囲んで)





Erster Literatur-Nobelpreis Japans: Gespräch, Inszenierung, Thesen


Hase, Kamakura. Im Oktober 1968 suchen der bekannte Schriftsteller Mishima Yukio

三島由紀夫 und der Kritiker Itô Sei 伊藤整 den literarischen grand seigneur Kawabata Yasunari 川端康成 in dessen Anwesen auf. Grund des Besuchs: Der Meister hat den Literaturnobelpreis erhalten – als erster Autor aus Japan.[1] Kawabata, ein seltener Fernsehgast, sitzt im Kimono vor einem Tisch mit drei massiven sich dem jeweiligen Sprecher zuwendenden Mikrophonköpfen auf einem Stuhlmöbel, im Rücken ein japanisches Kissen als Stütze, Mishima zu seiner linken, Itô zur rechten Seite. Glückwünsche werden ausgesprochen, es sei eine Freude für das Land (kuni no yorokobi), für die Angehörigen der japanischen Literaturgemeinde („wareware bundan“) und selbstredend für den Künstler persönlich. Mishima betont, wie wichtig der Preis für das Medium Literatur sei, dessen Wert man im Lande (kokunai) ab und an in Frage stelle. Mit Kawabata habe man wieder dem genuin Literarischen Beachtung geschenkt. Es wäre außerdem ein gutes Zeichen, dass Europa mit dem Preis eine fremde Sprache wie das Japanische gewürdigt habe. Man habe die japanische Literatur nun in die Ränge der „Weltliteratur“ (sekai bungaku) aufgenommen und sei im Westen wohl dahin gelangt, überdies eine Literatur wie die von Kawabata würdigen zu können. Viele Werke des Meisters repräsentierten innerhalb der landeseigenen Literatur eine sehr schwer zu verstehende (wakarinikui) – mit ihrer kryptischen Ästhetik, der subtilen Sensibilität und der manchen Texten eigenen unbestimmten, liquiden Struktur. Jenes flexible Element entspreche ganz der inneren Haltung des Meisters, erklärt der frühere Eleve und langjährige Freund Mishima, indem er Vergleiche zum japanischen Kampfsport zieht. Seine besondere Disposition beruhe nämlich auf der Fähigkeit, die Kräfte (chikara) auf ideale Weise einsetzen zu können. Sie beinhalte eine wunderbare Balance, die sich auch im Lebensstil zeige. Laut Itô Sei verkörpere Kawabata momentan wie kein anderer ein Bindeglied zwischen der Kunst der älteren Generation und den Neigungen der zeitgenössischen Avantgarden, seine Arbeiten böten eine Mischung zwischen bereits hybridisierten, westlichen Einflüssen der japanischen Moderne, d.h. der früheren Avantgarde und indigenen Anteilen. Auf das „Eigene“ bezogen, sieht Itô einen Sinn für Biegsamkeit (nangyokan) prägend und benennt die für Kawabata typische Schreibstrategie als mui no kôdô, „Tun ohne Intention“.


Der Preisträger verwehrt sich an mehreren Stellen des Interviews gegen das an ihn herangetragene Lob mit der Behauptung, die Auszeichnung wäre nur einem glücklichen Zufall geschuldet. Mit der tiefstapelnden Ironie und dem vorgeschützten Unwissen des geidô-Gentleman heißt er sich – auf das Argument seiner oberflächlich so unabsichtlich-mühelos wirkenden Kunst rekurrierend – selbst einen Faulpelz (namake-mono), dem die Ehrung im Grunde gar nicht zustünde. Es gäbe andere in Japan, in Asien. Dass nun er der Auserkorene sei, wäre möglicherweise eine fehlerhafte Entscheidung und brächte ihn in arge Verlegenheit. Letztlich sei es wohl halb das Verdienst des Übersetzers, wenn die Wahl auf ihn gefallen ist. Das Auswahlverfahren (shinsa) des Nobelpreis-Komitees hätte den Text ja nicht in der Originalversion begutachtet. Beiläufig äußert Kawabata, der achtzehn Jahre lang Vorsitzender des japanischen PEN Clubs war, Kritik an Werturteilen, die die Urfassung eines Werks offenbar kaum zur Kenntnis nehmen, während er zuvor seinen Respekt gegenüber den asiatischen Schriftstellerkollegen zum Ausdruck brachte; der bengalische Autor Rabindranath Tagore / Rabíndranáth Tákhur (1861-1941) war der erste Vertreter aus „Asien“, dem 1913 die Ehre zuteilwurde.


Mishima Yukio wischt solche Bedenken eines sich in höflich-bescheidener wie wohl doch auch distanzierter Zurückhaltung in Hinblick auf den Preis aus der Ferne übenden und leicht übermüdeten Kawabata energisch beiseite. Er wünscht sich, dass der Meister bald weitere Werke schaffen möge, wobei er auf einen angedachten Text über den dritten Shôgun der Ashikaga-Linie, Ashikaga Yoshimitsu, hofft. An dieser Stelle erntet er einen etwas spöttischen Seitenblick. Kawabata stand der Begeisterung Mishimas für die Herrschenden Japans distanziert gegenüber, was sich später darin äußern sollte, dass der Mentor Mishimas Ansinnen, er möge vor dessen paramilitärischer Wehrsportgruppe Tatenokai einige Worte sprechen, abschlägig beschied. Der Künstler teilte Mishimas Kriegerverehrung nicht, er war kein Anhänger der Auffassungen des bushidô, die Mishima für die Konstruktion seines Selbstverständnisses in Anspruch nahm, sondern vertrat die klassische Haltung des bunjin als die eines Amateurgelehrten und am Ästhetischen orientierten Genießers, Dandys oder Flaneurs. Itô Sei bestreitet ebenfalls mehrfach die Zweifel, die Kawabata, der Höflichkeitsetikette folgend, hinsichtlich seiner Wahl zum Literaturnobelpreisträger äußert, und kommentiert noch einmal dessen Scherz alles nur durch „Faulsein“ erreicht zu haben; es sei gerade jenes verzögernde, indirekte, Nebenwege eröffnende Verfahren, das die Wirkung seiner Literatur bedinge, worauf Kawabata die Prinzipien von haiku und renga anspricht und bei letzterer die „Kunst des Assoziativen“ (rensô no geijutsu) erwähnt.


Die Mitglieder der Gesprächsrunde in der Villa Kawabata machen im Laufe ihrer Unterhaltung zumindest Andeutungen, wie die Texte des Meisters einzuordnen wären. Klar wird, dass Mishima den japanischen Kawabata ausgezeichnet wissen will, und auf diesen fiel wohl auch die Wahl des Nobelpreiskomitees von 1968, wenn man nicht die Auffassung vertritt, die ausdauernde Gremienarbeit des Meisters hätte den Ausschlag gegeben. Die Jury hatte mit dem Satz „for his narrative mastery, which with great sensibility expresses the essence of the Japanese“ einen scheinbar genuin japanischen Künstler gewürdigt, um damit das Bild von der exotisch-fremden und teilweise nie völlig verstehbaren japanischen Literatur letztlich zu perpetuieren. Man führte sozusagen die Linie der exotistischen Rezeption des Japanischen zur Jahrhundertwende um 1900 bis in die dritte Nachkriegsdekade hinein fort. Der Autor galt als „Brücke“ zwischen den Kulturen.[2] Die Auszeichnung eines Vertreters typisch japanischer Ästhetik (diese wird in ihrer Beschaffenheit allerdings nicht näher erklärt) setzte zudem das Zeichen, ein Japan, das Aggressor im Zweiten Weltkrieg gewesen war, wieder als Kulturnation anzuerkennen.


Das Ende der Exotik?


Nicht konsequent genug wurde jedoch seither Kritik an solchen absichtlichen oder unabsichtlichen Festschreibungen und also an einer „Erfindung von Tradition“ im Fall der japanischen Literatur geübt, obwohl der europäisch bepreiste Nationaldichter selbst zuweilen um Differenzierung bemüht war. Der Autor korrigiert z.B. die kulturalistisch-esoterische Lesung seines Erfolgswerks Senbazuru (1952; Tausend Kraniche) durch eine zeitkritische:


„I may say in passing, that to see my novel Thousand Cranes as an evocation of the formal and spiritual beauty of the tea ceremony is a misreading. It is a negative work, and expression of doubt about and warning against the vulgarity into which the tea ceremony has fallen.“[3]


Den Autor als Intellektuellen seines Landes und als wichtigem Akteur der japanischen Literaturszene, der von 1948 bis 1965 dem japanischen PEN-Zentrum vorstand,[4] wie er zudem ab März 1958 das Amt des Vizepräsidenten des Internationalen PEN innehatte, d.h. Kawabatas doch sehr erfolgreiches Wirken als Kulturbotschafter, hat man selten in Augenschein genommen. Sein Nachfolger im Amt des PEN-Präsidenten, Serizawa Kôjirô

芹沢 光治良 (1896-1993), lobte damals noch die Pionierleistung seines Schriftstellerkollegen und das, was mit dem Nobelpreis für die Literatur des Landes erreicht werden konnte:


„From the start, the activities of International PEN have been centered in Europe, but not only did Yasunari Kawabata get International PEN to look to the East, he also endeavored to introduce Japanese literature overseas, where it was almost unknown. This awarding of the Nobel Prize in literature to Kawabata’s works has steadfastly exposed Japanese literature to the entire world.”[5]


In den Dekaden nach seinem Tod waren der Autor sowie die Literatur der „Klassiker der Gegenwart“ insgesamt etwas in Vergessenheit geraten. Erst im Rahmen einer aus verschiedenen Gründen nötig gewordenen Relektüre der japanischen Gegenwartsliteratur in den 2010er Jahren [6] kam die literaturbezogene Japanforschung dazu, das bislang mehr oder weniger konservierte Kawabata-Bild zu hinterfragen, ein Kawabata-Bild, das sich noch einmal – vermischt mit dem mangelnden Gefühl für Sprache und Ästhetik im 21. Jahrhundert – in der pseudo-genialischen Neuübersetzung von Kawabatas Schneeland (2004) im Suhrkamp Verlag offenbart [7] und das darüber hinaus im durchaus informativen Fernsehbeitrag „Klassiker der Weltliteratur: Kawabata Yasunari – ‚Schneeland‘“ (BR-alpha) von 2014 aufscheint.[8] Die literaturwissenschaftliche Forschung in den letzten Jahren ist nun, in einer Art von Renaissance der Literatursoziologie, vermehrt dazu übergegangen, den einzelnen Akteuren im Umfeld des literarischen Betriebs mehr Aufmerksamkeit zu schenken, d.h. den sozialen, kulturpolitischen und anderen Faktoren der sozialen Realität eines Schriftstellers. Dass dieser Ansatz gerade im Fall Kawabata gewinnbringend sein kann, legen nicht zuletzt die Fundstücke von Thomas Hagemann offen, der im Umfeld der Verleihung der Goetheplakette der Stadt Frankfurt am Main an Kawabata im Jahr 1959 und zum Besuch Kawabatas bei seinem Verleger vom Hanser Verlag in München recherchiert hat.[9]


Aktuell wäre vor allem der Begriff „Weltliteratur“ an sich als zeit- und begriffsgeschichtliche Setzung eingehender zu reflektieren. An ihn knüpfen sich historisch und gegenwärtig bestimmte Erwartungen, sowohl im publizistischen Betrieb wie auch in der akademischen Forschung und im kulturpolitischen Bereich. Gatekeeper, so könnte man sagen, treten in erster Linie als Förderer dieses Konzepts ein,[10] Vermittler aus dem Verlagsgeschäft oder aus dem Feld der Wissenschaft, die bestimmte Autoren und Themen promoten, denn nur um die reine Qualität von Literatur ist es auf der Ebene der Literaturpreise sicher nie gegangen, ebensowenig ausschließlich um einen universalen Humanismus, der oft in Zusammenhang mit dem Nobelpreis Erwähnung findet.


Im Bereich einer Diskussion der japanischen Literatur im globalen Kontext hätte man sich zunächst gleichermaßen mit der Terminologie zu befassen: Neben sekai bungaku (Weltliteratur) sind bei der Frage nach dem Stellenwert japanischer Literatur im Ausland die Termini Nippon bungaku (Nationalliteratur Japans), kokubungaku 国文学 (Landesliteratur), Nihon bungaku 日本文学 (Japanische Literatur) und Nihongo bungaku 日本語文学 (Literatur in japanischer Sprache) zu berücksichtigen. Dann stünde die Frage im Raum, welche Vorstellungen und Ambitionen mit dem Konzept Weltliteratur in den 1960er Jahren, in denen die Perspektive Europa-Asien prägend war, verfolgt wurden und wie man die Dinge derzeit zu sehen hätte.[11]


Wer ist Kawabata?


Kawabata blieb bis heute ein relativ Unbekannter. Der erste Eindruck – ein älterer Herr im Kimono wie Tagore, der von Hermann Graf Keyserling (1880 - 1946), dem Gründer der „Schule der Weisheit“, im Juni 1921 zu einer Tagore-Woche nach Darmstadt eingeladen worden war. Damals hat er dem Schema des Nobelpreises entsprochen, mit dem zunächst nur ältere weiße Herren prämiert worden waren.[12] Ihnen gesellen sich dann ältere „weise Asiaten“ in traditionellen Gewändern hinzu, Tagore und Kawabata. Bis heute gibt es keine japanische Autorin, die den Nobelpreis erhalten hat – ohnehin finden sich nur zwei prämierte Schriftsteller aus dem Land, auch wenn ein Kommentator wie

Kawamura Minato im Artikel „Champions and Candidates: Japan and the Nobel Prize in Literature“ den Rivalen Murakami Harukis (*1949), den in Japan geborenen britischen Staatsangehörigen Kazuo Ishiguro 石黒一雄 (*1954), der die Auszeichnung im Jahr 2017 erhielt, als dritten Preisträger für Japan verbucht. [13]


Dass in den Zeiten des Internets die Homestory „NHK 特別番組 川端康成氏を囲んで“ (NHK Spezialsendung. Eine Gesprächsrunde mit Herrn Kawabata Yasunari) im Vorgarten Kawabatas als seltenes zeitgeschichtliches Dokument aus dem Archiv des Fernsehsenders NHK zugänglich wurde, ist ein Glückfall. Literaten wie Mishima oder Kawabata, die 1970 und 1972 durch Suizid starben, und Kritiker wie Itô Sei, der nur ein Jahr nach dem Interview einer Krebserkrankung erlag, sind mit dem Verstreichen der Dekaden für jüngere Generationen von Rezipienten beinahe ganz aus dem Sichtfeld verschwunden. YouTube bietet die Möglichkeit, über die Klassiker im Rahmen der anstehenden Relektüre visuelle Informationen zu erhalten, d.h. ihnen in einer filmischen Version zu begegnen und sie in ihrem zeittypischen Ambiente, vor allem aber auch in ihrer Sprachlichkeit kennenzulernen. Augenfällig ist jedenfalls das Stilbewusstsein des Schriftstellers Kawabata; sein Griff zur Zigarette (1/1 3:19) ist allemal sehenswert, demonstriert er doch in der Tat die Eleganz des im Jahr Meiji 32 (1899) geborenen Absolventen der damaligen Kaiserlichen Universität.


Quellen:

川端康成氏を囲んで 三島由紀夫 伊藤整1|3

川端康成氏を囲んで 三島由紀夫 伊藤整2|3

川端康成氏を囲んで 三島由紀夫 伊藤整3|3


Weiterführende Links:



 

[1] Hinweis: „On 19 October 1968, the Swedish ambassador to Japan, Mr. Karl Fredrik Almqvist, called on the writer Yasunari Kawabata at his home in Kamakura, about 50 km south-west of Tokyo, to inform him officially that he had been awarded the Nobel Prize in Literature 1968“; Link: https://www.nobelprize.org/prizes/literature/1968/kawabata/documentary/. Auf den Seiten des Nobelpreises wird zudem beschrieben, wie schwierig es für das Komitee war, einen Autor aus Japan zu würdigen:

„The Prize at last to Yasunari Kawabata in 1968 illustrates the exceptional difficulties in judging literature in non-European languages – this was a matter of seven years, involving four international experts“; Link: https://www.nobelprize.org/prizes/themes/the-nobel-prize-in-literature-3.


[2] „With Kawabata, Japan enters the circle of literary Nobel Prize-winners for the first time. Essential to the forming of the decision is the fact that, as a writer, he imparts a moral-esthetic cultural awareness with unique artistry, thereby, in his way, contributing to the spiritual bridge-building between East and West“, lautet die Begründung der Schwedischen Akademie für die Wahl Kawabatas;


[3] Das Zitat stammt aus Kawabatas Nobelpreiserede „Japan, The Beautiful and Myself“, eine Ansprache an das westliche Publikum, über die David Pollack in seinem Buch Reading Against Culture: Ideology and Narrative in the Japanese Novel sagt, sie trüge das Motto „Japan made mysterious for Foreigners“ (Pollack 1992, S. 100); Link zur Rede vom 12. Dezember 1968: https://www.nobelprize.org/prizes/literature/1968/kawabata/lecture/.


[4] Der erste Präsident der 1935 in Japan gegründeten Vereinigung war Shimazaki Tôson. Auf ihn folgten Masamune Hakuchô und Shiga Naoya sowie Kawabata als ihr vierter Vorsitzender. Eine kurze Geschichte des japanischen PEN-Club bietet dessen Digital Library. Link: http://bungeikan.jp/international/detail/9/.



[6] Eine offizielle Rückschau zu Kawabata erfolgte etwa mit dem im Herbst 2015 am Maison de la Culture du Japon à Paris durchgeführten internationalen Kolloquium Relire Kawabata au 21e siècle - modernisme et japonisme au-delà des mythes;

Link: https://www.mcjp.fr/fr/agenda/archives/septembre-decembre-2015/relire-kawabata-au-21e-siecle--modernisme-et-japonisme-au-dela-des-mythes. Mishima wurde auf der Konferenz 50 Years After: Another Mishima? vom 21.-23. November 2019 an der Universität Paris-Diderot einer neuen Betrachtung unterzogen. Link: http://www.centre-d-etudes-de-la-traduction.univ-paris-diderot.fr/content/colloque-international-50-ans-apres-un-autre-mishima.


[7] Es handelt sich um Yasunari Kawabata: Schneeland. Erzählung. Aus dem Japanischen übersetzt und mit einem Nachwort versehen von Tobias Cheung. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2004. Eine Rezension von Irmela Hijiya-Kirschnereit unter dem Titel „Wenn der Teekessel singt“ kommentiert: „Mit dieser Übersetzung wäre Kawabata kaum für den Nobelpreis nominiert worden“ (18.10.2004).


[8] Link: https://www.youtube.com/watch?v=Bye_QAHw_xY (Tilman Spengler, 2014).


[9] Siehe Thomas Hagemann: „Kawabata in München – Aus der Vorgeschichte zur Nobelpreisverleihung von 1968“. In: Hefte für ostasiatische Literatur (HOL), Nr. 65, November 2018. München: iudicium Verlag, S. 84–125 (mit Übersetzungen der Essays Europa (ヨオロツパ, Yôroppa, 1957) und München (ミユンヘン, Myunhen, 1967). Der Verfasser verweist darauf, dass Kawabatas Senbazuru vor der englischen Übertragung und entgegen manch anderer Darstellung bereits 1956 in deutscher Übersetzung vorgelegen habe, dokumentiert einschlägige Interaktionen und Begegnungen mit dem Chefredakteur des Hanser Verlags Herbert G. Göpfert (1907-2007) und betont die Rolle der deutschen Übersetzungen bei der internationalen Kawabata-Rezeption.


[10] Einschlägige Überlegungen stellt hier z.B. William Marling in seiner Monographie The Emergence of World Literature and the 1960s (2016; New York: University of Oxford Press) an.


[11] Beiträge zum Thema Weltliteratur sind u.a. David Damrosch What is World Literature (2003, allgemein) sowie Rachel Stewart „World Literature and Japan: Tokyo, Worlding and Murakami Haruki“ (2015) oder Robin Leah Tierney (2010); letzterer versteht unter „World Literature“ Literatur, die sich mit globalen Belangen auseinandersetzt: „This dissertation argues that the writings of the contemporary Japanese writers Tawada Yoko (1960-) and Shono Yoriko (1956-) should be understood as literature that is commenting upon global processes and should therefore be categorized within the newly re-deployed category of “World Literature. ”Link: https://ir.uiowa.edu/cgi/viewcontent.cgi?article=1935& context=etd.


[12] In der NZZ (28. September 2017) wird festgehalten: „Blickt man zurück auf die bisherigen 113 Literaturnobelpreisträger, so wird klar: Der Würdigste war in den Augen der Akademie meist ein männlicher Europäer, im Schnitt 65 Jahre alt, der auf Englisch schrieb – und hauptsächlich Romane.“


[13] Link: https://www.nippon.com/en/in-depth/d00514/champions-and-candidates-japan-and-the-nobel-prize-in-literature.html. Kawamura macht noch eine Anmerkung in Bezug auf die Nomination Kawabatas, die er von Donald Keene überliefert: „A Danish author, who read Keene’s translation of Mishima’s Utage no ato (After the Banquet), a book set around a Tokyo gubernatorial election, told him that he had advised the selection committee that Mishima was “left-wing,” thereby wrecking his chances, and opening the door for Kawabata to become Japan’s first winner. Mishima was apparently gravely disappointed by this result.“ Kawabata war 1966 von Karl Ragnar Gierow, 1967 von Harry Martinson für den Preis vorgeschlagen worden.

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